Das Learner Mindset

Warum Fragen deine Superpower sind und es sich lohnt, die damit verbundene Scham zu überwinden.

Kennst Du das auch?

  • Eine Freundin erzählt dir ihre Sorgen. Schon nach den ersten Sätzen versuchst du ihr Problem für sie zu lösen und gibst großzügig Lösungs-Tipps.
  • Im Meeting referenziert dein Kollege auf eine gängige Theorie. Du nickst wissend und googelst sie später.
  • Im Q&A nach einem Vortrag stellst Du deine Frage nicht, weil Du Angst hast, es sei eine blöde Frage.
  • Deine Chefin teilt im Meeting ihre Meinung. Du und der Rest der Runde stimmen ihr ohne weiteres zu. Wenn sie es sagt, muss es schon stimmen, oder?
  • In einer Diskussion konterst Du Argument mit Argument. Du fühlst Dich angegriffen und versuchst Recht zu behalten.

Inhaltsverzeichnis

Warum fragen wir so ungern nach?

Etwas nicht zu wissen ist für die meisten von uns irgendwie mit Scham verbunden. Oft kaschieren wir unsere Unwissenheit und nicken lieber, als nachzufragen. Eigentlich kein Wunder, denn spätestens in der Schule lernen wir: Wenn ich die richtige Antwort gebe, bin ich erfolgreich und werde belohnt. Dann bin ich sicher. Wir lernen, in richtig oder falsch zu denken.

Seitdem hängt für viele von uns der Selbstwert davon ab, ob wir recht haben oder etwas richtig machen. Antworten und Lösungen zu haben wird für uns zur Erfolgsstrategie. Und irgendwie auch zur Schutzstrategie.

Denn Recht zu haben (und zu behalten) bringt uns nicht nur Erfolg und Anerkennung, sondern ist auch eine Art Schutzschild, das uns vor unserer eigenen Verletzlichkeit und Fehlbarkeit schützt. Doch unsere Welt ist nicht schwarz-weiß, sondern eine bunte Vielfalt an Perspektiven. Und sie ist heute so komplex und verändert sich so schnell, das jede*r von uns nur Wissensfragmente besitzen kann. You can’t know. it all. Eigentlich auch entlastend, oder?

Um also diese Vielfalt und Komplexität zu erforschen müssen wir unsere Neugier schulen, lernen Fragen zu stellen und kritisch zu denken. Wir müssen unsere Haltung verändern: Von einer Haltung des Antwortens zu einer Haltung des Fragens.

Illustration: Janis Ozolins

Zwei Mindsets: Knower vs. Learner

In ihrem Buch “dare to lead” kontrastiert Brené Brown zwei gegensätzliche Haltungen:

Being a Knower and being right vs. being a learner and getting it right.

Dem:der Wissenden ist daran gelegen Recht zu haben. Er:sie beharrt auf der eigenen Perspektive und setzt voraus, dass andere Menschen die Welt genauso erleben. Dadurch bleibt er:sie stets in seiner:ihrer eigenen Wirklichkeitskonstruktion, die Sicherheit schenkt. Bewertungen und Annahmen treffen sind zwei wesentliche Qualitäten des:der Wissenden. Der:die Wissende gibt Antworten und Lösungen und berät auch ungefragt. Und er:sie vermeidet Situationen in denen er:sie versagen könnte. Dem:r Wissenden geht es um die Absicherung der eigenen Stellung. Dieses “Knower Mindset” blockiert lernen.

„Having to be the “knower” or always being right is heavy armor. It’s defensiveness, it’s posturing, and, worst of all, it’s a huge driver of bullshit. It’s also very common — most of us have some degree of knower in us.” Brené Brown

Und wie könnte es anders sein? Das “Learner Mindset” öffnet die eigenen gedanklichen Grenzen.

Der:die Lernende möchte Verstehen. Der:die Lernende weiß: Es gibt viele Realitäten und jede davon ist wahr. Deshalb versucht er:sie die Vielschichtigkeit und Multiperspektivität der Welt zu erschließen. Dadurch ist er:sie immer an der Grenze der eigenen Perspektive unterwegs und erweitert seine:ihre Wahrnehmung im Dialog mit anderen. Neugier und kritisches Denken sind zwei wesentliche Qualitäten des:der Lernenden. Scheitern, Fehler machen, Fragen stellen und die eigene Meinung zu revidieren, bewertet er:sie nicht als negativ, sondern als notwendigen Schritt im Prozess zu einer neuen Erkenntnis oder einem tieferen Verständnis. Dem Lernenden geht es nicht um sich selbst, sondern um die Sache.

Fragen als Führungskompetenz

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“Was wir brauchen, ist die ehrliche Anerkennung, dass keine/r von uns alles wissen kann, dass es immer mehr Realitäten gibt als die eigene und alle davon wahr sind. Wir müssen wieder lernen zu sagen: „Weiß ich nicht. Ich frage nach“ und dies als Kompetenz begreifen. Das gilt insbesondere für Führungskräfte. Zugeben zu können, wo das eigene Wissen endet und man das Expertentum anderer zu schätzen weiß, ist nicht nur entlastend, sondern wird von anderen als stark, glaubwürdig und wertschätzend empfunden.” 

Kristina Bonitz, CEO von diffferent

Check-In mit deiner Scham

Nimm Dir einen Augenblick Zeit, um die folgende Frage für Dich zu beantworten: Wenn Du keine Antwort hat oder Dich in einer Sache irrst, wovor hast Du dann Angst, was dadurch über Doch ans Licht kommen könnte?

Wenn Du jetzt so etwas denkst wie:

  • Dass ich nicht gut genug bin.
  • Dass ich ein:e Hochstapler:in bin.
  • Dass ich eigentlich gar nichts kann.
  • Dass ich meine Stellung verliere.

oder oder oder…. dann spricht hier deine Scham. Im Coaching unterstütze ich Menschen dabei, Scham-Resilienz zu entwickeln und ein Learner Mindset zu kultivieren. Schreib mir gerne.

Mindest Check: Knower oder Learner?

Die folgenden Fragen sind eine Einladung zur Selbstreflexion. Wie viel Knower und wie viel Learner hast du in dir? 

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